Kinder vom Brückenprojekt

Wie die Spielegruppe „Die Schmetterlinge“ musste  auch das „Café Mirjam“, unser wöchentlicher Treffpunkt für Flüchtlingsfrauen, aufgrund von Corona schließen. Kein Kinderlachen mehr in den Räumen unserer Wohnung, kein gemeinsames Frühstück in gemütlicher Runde, keine Infos und kein Austausch mehr über Themen, die für die Frauen wichtig sind und keine Unterhaltung mehr in der neuen Sprache, deren Kenntnis für das Ankommen in der neuen Heimat so wichtig ist.

Was also tun, um in Zeiten von Corona auch weiter in Kontakt zu bleiben mit den Flüchtlingsfamilien? Um sie in ihren jeweiligen Situationen zu unterstützen und auch, um ihnen zu helfen, Gelerntes nicht gleich wieder zu vergessen?

Steffi, unsere Sozialarbeiterin war eine große Konstante für die Familien. Sie war nach wie vor erreichbar und eine hilfreiche Ansprechpartnerin. Und auch Anna und Johanna, unsere Mitarbeiterinnen aus der Schmetterlingsgruppe, waren für die  Familien da.

Wie aber sollten wir unsere beiden Projekte  in Zeiten von Corona weiterführen? Hier mussten wir kreativ werden und neue Möglichkeiten der Begegnung und der Kommunikation finden. Ideen hatten wir genug, wir waren uns aber nicht sicher, ob die für die Weiterfinanzierung der Projekte zuständigen Ämter davon genauso begeistert sein würden wie wir. Schließlich  hatten wir vor, die ursprünglichen Konzepte  flexibel auf die aktuelle Situation anzupassen.

Umso überraschter und dankbarer waren wir dann, dass unsere Ideen nicht nur auf Zustimmung, sondern auf weit geöffnete Türen stießen. Und so hatten wir zwei Projekte, die mit ihren Konzepterweiterungen super  ineinander griffen:

Zum einen das „Café Mirjam“, das mit dem Einverständnis des zuständigen Amtes zu einem wöchentlichen „Café Zoom“ geworden ist, und die „Schmetterlingsgruppe“, die nicht mehr nur von kleinen Kindern besucht werden durfte, sondern auch von ihren älteren Geschwistern. Das war für die Familien in Zeiten von Corona ein großer Segen.

Könnt ihr euch vorstellen, wie es für die Flüchtlingskinder und ihre Eltern war, zuhause unterrichtet zu werden? In einer Sprache, die sie nicht kennen? Mit technischen Mitteln, die ihnen nicht zur Verfügung stehen? Mit Unterrichtsinhalten, die  manchmal schon deutschen Eltern Probleme machen? In einer Wohnsituation, wo weder Eltern noch Kinder die nötige Ruhe finden? Hier durften wir helfen.

Und so konnten an jedem Wochentag immer zwei Familien gleichzeitig die Schmetterlingsgruppe besuchen. Die kleineren Kinder wurden liebevoll von Johanna betreut, Anna kümmerte sich um die älteren Kinder und half ihnen dabei, ihre Hausaufgaben zu bewältigen, Steffi stand für Beratungsgespräche zur Verfügung. Alle  Mitarbeiterinnen hatten offene Ohren und Herzen für die Nöte der Frauen und für das, was sie aktuell beschäftigt. So griffen die beiden Projekte perfekt ineinander: Bei den „Schmetterlingen“ kamen die Nöte der Frauen zur Sprache, beim wöchentlichen Zoom-Meeting wurden sie dann aufgegriffen. Vor allem die jeweils aktuellen Corona-Regeln, die für die Frauen oftmals unverständlich sind, wurden hier noch einmal besprochen, aber auch Themen wie „Wie regele ich meinen Tagesablauf“, „Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie“, „Das bin ich!!“ und vieles mehr. Und ich muss sagen – auch wenn die jeweiligen Zoom-Zeiten sehr begrenzt sind und wir uns sehr gern auch wieder persönlich treffen würden – so intensiv haben wir uns noch nie mit den Frauen unterhalten und sie kennen lernen können.

Es gibt also unendlich viel Grund zu danken: Für liebevolle, kreative und flexible Mitarbeiterinnen, denen die Flüchtlingsfamilien sehr am Herzen liegen, für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen aus der Gemeinde, die regelmäßig auch bei unseren Zoom-Meetings dabei waren, für Menschen in den Behörden, die eine flexible Anpassung der Konzepte ermöglicht haben, und schließlich vor allem für die Frauen, ihre Kinder und Familien, die wir kennen lernen dürfen und die für uns alle eine große Bereicherung sind.